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Die Minen von Potosi (incl. Bilder 13)

In Potosi haben wir die Minen im Cerro Rico, von denen ich berichtet habe, auch besucht. Es gibt in Potosi inzwischen viele Anbieter, die das ermoeglichen. Der Guide hat frueher selbst in den Minen gearbeitet und ein Teil des Erloeses kommt den Arbeitern der besuchten Mine zu Gute.

Zunaechst wird man mit Schutzausruestung ausgestattet, danach faehrt man auf den “Miner’s Market”, das Viertel, in dem das Zubehoer fuer die Arbeit in den Minen gekauft wird: Werkzeuge, Sprengstoff, Cocablaetter, Zigaretten, Limonaden, 96%iger Alkohol (mehr dazu weiter unten)… Man kauft Verschiedenes ein,um es den Leuten in der Mine, die man besucht quasi als Gastgeschenk mitzubringen. Der Sprengstoff wird einfach so in kleinen Laeden verkauft, ohne Auflagen. Das muesste man sich bei uns mal vorstellen, ich denke es wuerde mindestens einmal die Woche irgendwas von irgendeinem Bekloppten in die Luft gesprengt werden.

Die Demonstration der Sprengkraft von Dynamit und TNT vor der Mine (siehe vorheriger Eintrag und die Bilder unten) war beeindruckend. Eine Sprengladung haben wir dann auch in einem Minenstollen gezuendet – man hat die Druckwelle foermlich durch sich durchlaufen spueren.

Zu einigen der Fotos unten gibt es noch etwas zu erzaehlen, das ich nicht nur in den Bildunterschriften verkuemmern lassen moechte:

Das Erz in Loren geladen und diese (1000kg Erz + 500kg Leergewicht) werden per Hand aus dem Stollen geschoben. Als wir an einem Sonntag in der Mine waren, haben nur die beiden Jungs (gerade mal 14 und schon zwei jahre in der Mine am schuften) dort gearbeitet und sie hatten ein Problem. In Bild DSCF2317 ist eine Stelle in den Schienen zu erkennen, ueber welche die befuellte Lore nicht zu befoerdern war. Der Hoehenuntershcied war zu gross, als dass ihre Versuche, die Lore einfach mit Schwung daruber zu bekommen, etwas gebracht haetten. Man glaubt es kaum, aber es schlug die Stunde des Ingenieurs… rund 9 Jahre nachschulische Ausbildung waren doch nicht vergebens! ;-) Ich schlug vor, einige herumliegende Holzbalken als Hebel zu verwenden, um den tieferliegenden Gleiskoeprer anzuheben und ihn dann mit Steinbrocken zu unterfuettern. Das Ergebnis von rund 20 Minuten gemeinsamer Arbeit von unserem Guide, Tom (dem mitreisendem Englaender), den beiden Jungs und mir ist in Bild DSCF2324 zu bewundern. Jetzt war es kein Problem mehr, die Lore herauszubefoerdern (DSCF2325). Bemerkenswert war, wie sehr Tom und ich nach der kurzen Aktion geschafft waren (auf rund 4000m ist dieLuft schon ziemlich duenn, und dann noch unter Tage… da wird sie nicht besser) – die Minenarbeiter schaffen 6h am Tag.

Der rote Geselle auf Bild DSCF2335 ist El Tio (“Der Onkel”), eine Art teuflische Gestalt, dem unter Tage gehuldigt wird. Er gilt als der Besitzer des Berges und der Erze und wird durch Opfergaben (Zigaretten, Alkohol, Cocablaetter…) besaenftigt. Eigentlich sind hier alle katholisch, aber alte Riten, Goetter und verschiedene Aberglauben spielen dennoch eine grosse Rolle. Jede Mine hat einen kleinen Stollen, in dem sich eine Figur von El Tio befindet. Freitags sitzen die Minenarbeiter dort zusammen, dies ist auch die einzige Gelegenheit, zu der sie den 96%igen Alkohol trinken. Warum so reinen Alkohol? Ganz einfach, wer verduennten Alkohol trinkt, wird auch nur verduenntes Erz mit geringem Metallgehalt finden.
Uebrigens essen die Arbeiter unter Tage nichts, sondern trinken nur Gaseoasas (Limonaden), kauen Cocablaetter in rauhen Mengen und rauchen Zigaretten, gegen die die staerksten europaeischen als Extra-Lights daherkommen. Zum einen soll Essen unter Tage Unglueck bringen, zum anderen ist die Arbeit mit vollem Bauch wahrscheinlich nicht zu schaffen.

2 Responses to “Die Minen von Potosi (incl. Bilder 13)”

  1. Torsten
    June 30th, 2008 08:59
    1

    Das mit “El Tio” ist wohl ein Fall von -tusch- gute Mine zum bösem Spiel.

  2. Tobias
    July 1st, 2008 23:51
    2

    Hallo Arne, das hört sich echt abenteuerlich und spannend an. Habe noch gelesen, was Du schon vorher über die Minenarbeiter geschrieben hast. Man kann echt für vieles dankbar sein, wenn man mitbekommt wie es Menschen anderswo auf der Welt geht. Vielleicht findest Du auch nochmal Zeit was zu Atheismus III zu schreiben. Würde mich interessieren, was Du meinst. Viele Grüße Tobias