home

Wise Guys in Darmstadt

Gestern abend hat die Kölner a-capella-Gruppe Wise Guys ein Konzert in der Centralstation in Darmstadt gegeben. Nachdem ich es Anfang des Jahres zunächst versäumt hatte, rechtzeitig Karten zu kaufen, habe ich gestern fast versäumt, an das ausverkaufte Konzert zu denken. Aber dann doch nur fast, und so bin ich noch kurzfristig mit einem Bekannten hingegangen. Zum Glück, denn nicht nur konnten wir (wenn auch mit Müh und Not) noch überschüssige Karten von auf den Einlass wartenden Konzertbesuchern ergattern, sondern das Konzert war auch noch richtig klasse.

Zwei Lieder, die ich vorher noch nicht kannte, möchte ich Euch in Auszügen textlich näher bringen.

Romanze
(Wise Guys)

(…)

Da flüsterte sie “Der Mond ist heute riesengroß
Die Nacht ist viel zu schön um je zu enden
Es ist hier so romantisch, ich bin schon ganz atemlos”
Und sie fasste ihn ganz sanft an beiden Händen

Er sagte: “Der Durchmesser des Monds am Firmament
Ist konstant einunddreißig Bogenminuten
Also ungefähr ein halbes Grad, das ist ganz evident
Es währe falsch, verschiedene Größen zu vermuten”

Und sie saßen eine ganze Weile schweigend beieinander
Und blickten auf das weite Meer hinaus
Und blickten auf das weite Meer hinaus

So saßen sie am Meer in dieser warmen Sommernacht
Sie griff nach seiner Hand und seufzte leise
“Wie wundervoll die Sterne funkeln, es ist eine Pracht”
Uns sie schmiegte sich an ihn auf sanfte Weise

Er sah sie an und sagte: “Die Sterne funkeln nicht
Es wäre ja verrückt, wenn das so wäre
Es sieht vielleicht so aus, doch es bricht sich nur das Licht
In den Schichten, oben in der Atmosphäre

(…)

Neun live
(Wise Guys)
(zur Melodie von “I will survive”)

Einst hab ich gedacht: “So, das war’s jetzt wohl!
Das Programm im deutschen Fernsehn ist so schrecklich hohl!
Die Menschen schaun sich so’n Scheiß an!” – Der Gedanke fiel mir schwer.
Es gab nur einen Trost: Schlechter geht es jetzt nicht mehr.
Dass die Skala des Niveaus von null bis hundert
nach unten offen ist, hat mich dann doch gewundert.
Du hast mit der Fernbedienung jedes Mal die Wahl der Qual,
doch die volle Dröhnung findest Du nur auf einem Kanal:

Neun live! Hier ist Neun live!
Grenzbereiche der Debilität werden hier nicht nur gestreift,
nee, hier bist du mittendrin,
Fernsehn ohne jeden Sinn,
you won’t survive –
hier ist Neun Live!

Der Mitmach-Fernsehsender. Greif zum Telefon!
Die Zweihundert-Euro-Frage, ja hier kommt sie schon:
Wie ist der Vorname des Mannes, den ihr sicher alle kennt,
des früheren Tennis-Stars, der sich Boris Becker nennt?
Noch ein kleiner Tipp, sonst wär’s ja viel zu schwer:
Boris Jelzin hat genau den selben Vornamen wie er!
Der Name fängt mit “B” an und hört mit “-oris” auf.
Ruft uns an! Seid ihr gut drauf?

Ich fand’s großartig, dass der furchtbarste aller Fernsehsender neun live ordentlich gedisst herabgesetzt wurde.

Bei einer kleinen Zuschauerbefragung, welche die Wise Guys während des Konzerts durchführten, zeigte sich, dass die überwältigende Mehrheit der Konzertbesucher die Band nicht aus den Medien, sondern vom Hörensagen kannte. In diesem Sinne –
Arne empfiehlt: Wise Guys anhören.

3 Responses to “Wise Guys in Darmstadt”

  1. Random Thoughts in Scattered Posts » St. Patrick’s Day
    March 18th, 2006 23:55
    1

    Auch gestern: 17. März, St. Patrick’s Day, DER irische Feiertag.Nicht, dass ich denken würde, dass ich eine Berechtigung zum Feiern von irgendwas bräuchte, aber ich hätte sogar eine entfernte gehabt… [weiter]

  2. Torsten
    March 21st, 2006 13:31
    2

    Wobei noch zu bemerken ist, dass das Funkeln nur möglich ist, da der Raumwinkel des in das Auge eingestrahlten Sternenlichtes so klein ist, dass die geringe Beugung an Inhomogeitäten der Atmosphäre (duch Druck und Temperaturunterschiede) sichtbare Helligkeitsämderungen hervorruft. Planeten sind noch “scheibenförmig” genug, als das hier die Beugungswinkel klein gegen den Raumwinkel des eintreffenden Lichtes sind. Pienz,Pienz….

  3. Torsten
    March 21st, 2006 13:35
    3

    Und überhaupt: “Neun live” kann man gar nicht oft und laut genug dissen.

    Scheint’s auch hierzulande gilt:

    No one ever went broke underestimating the taste of the American public.
    H. L. Mencken