Wahrscheinlichkeit
Sunday, May 7th, 2006Auf der Titelseite des Darmstädter Echos vom 08. April 2006 wird über eine Anordnung des Regierungspräsidiums Darmstadt berichtet:
Das in unmittelbarer Nähe des Frankfurter Flughafens angesiedelte Chemieunternehmen Ticona muss seine Sicherheitsvorkehrungen gegen einen möglichen Flugzeugabsturz verbessern. Das ordnete das Regierungspräsidium Darmstadt am Freitag unter Hinweis auf ein Gutachten des TÜV Pfalz an. Der TÜV sei zu dem Ergebnis gekommen, dass alle 61400 Jahre mit einem Flugzeugabsturz zu rechnen sei, der in dem Werk einen Störfall mit Toten und Verletzten auslösen könnte. Dies könne bereits morgen der Fall sein, deshalb sei das Risiko zu hoch.
(Hervorhebung von mir)
Die Argumentation, dass Risiko sei zu hoch, da ein im abgeschätzten statistischen Mittel alle 61400 Jahre zu erwartender Flugzeugabsturz “bereits morgen” passieren könnte, ist brillant.
Wofür hat sich der TÃœV überhaupt erst die Mühe gemacht, eine – sicherlich nicht einfache – Risikoabschätzung vorzunehmen, die sogar die Wahrscheinlichkeit für solch einen Flugzeugabsturz in Form einer (mehr oder minder) anschaulichen Häufigkeit zusammenfasst? Das Regierungspräsidium erkennt nämlich sofort, dass die Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses uns nichts über den tatsächlichen Zeitpunkt des Eintretens verrät. Und folgert messerscharf, dass der Absturz bereits morgen passieren könnte.
Es stellt sich die Frage, ob auch dann “das Risiko zu hoch” wäre, wenn mit solch einem Absturz alle 10 Millionen Jahre zu rechnen sei – denn auch “dies könnte bereits morgen der Fall sein”!