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Choro Trail und Coroico->La Paz (schon wieder)

Nach zwei Tagen in Coroico, in denen ich unter anderem nochmal einen kleinen Ausritt unternommen habe, bin ich schliesslich nach La Paz gekommen. Von dort aus habe ich zunaechst die Vorbereitungen fuer den Choro Trail unternommen.

Ich war schon drauf und dran, die Wanderung alleine zu unternehmen, als ich am Vorabend des Wanderungsbeginns beim Zeltmieten zwei Belgier getroffen habe, die ebenfalls und am gleichen Tag auf den Trail wollten. Wir haben uns kurzer Hand zusammengetan, was natuerlich nett und praktisch war. Neben den Zelten (Schlafsack und Isomatte habe ich eh dabei) haben wir noch einen kleinen Kocher gemietet, Vorraete eingekauft und am naechsten morgen ging’s los. Meine Mitwanderer waren Jef und Wim, Vater und Sohn aus Belgien, und beide sehr nett.

Der Choro Trail geht entlang einer alten Incaroute und ist ueblicherweise eine Dreitages-/Zweinaechtetour, die man auch sehr gut ohne Guide machen kann. Rund 45min nordoestlich von La Paz geht es los, man beginnt auf einer Hoehe von 4640m und hat zunaechst einen Aufstieg auf 4860m vor sich – kein Kindergebsurtstag auf der Hoehe, noch dazu mit dem ganzen Gepaeck (Ich schaetze mein Rucksack hat anfangs an die 15kg gewogen – das Zelt war nicht gerade ein allzu leichtes Modell!). Zum Vergleich: Der hoechste Berg der Alpen, der Montblanc, hat eine Hoehe von rund 4810m.

Danach geht es insgesamt weit abwaerts (natuerlich mit hoch&runter zwischendrin!), das Ende des Trails, die Ortsachft Chairo, liegt auf einer Hoehe von 1200m. Man kommt also von kargen Berggipfeln bis in den Regenwald durch eine Vielzahl von Vegetationszonen.

Zwischendurch kommt man immer wieder mal durch winzige Ortschaften und Siedlungen. Zu erreichen sind sie (ausser vielleicht per Hubschrauber) nur ueber die alte Incastrasse – sprich zu Fuss oder mit Pferd, Esel, Lama… Wer hier wohnt und in die Stadt will, muss erst mal mindestens einen Tag laufen, bis er eine Strasse erreicht! Im groessten Ort entlang des Weges gab es aber immerhin auch eine Schule.

Toiletten oder gar Duschen sucht man in den drei Tagen allerdings vergeblich. Naja, fast… Am Ort der ersten Uebernachtung gab es fuer die Touris eine Toilette in einem rudimentaeren Holzverhau. Auf Grund der darin schwimmenden toten Maus habe ich aber doch die freie Natur vorgezogen. Und am Abend des zweiten Tages haben wir uns sowas wie eine Dusche gegoennt, an der Wasserquelle des Ortes. Mit einem Schlauch wird Wasser aus einem nahen, hoehergelegenem Wasserlauf an den Rand des Ortes geleitet, wo es aus rund 2m Hoehe zu Boden faellt. Es ist zwar nur ein duenner, kuehler Strahl, aber nach 8h Nettowanderzeit war die Dusche – es war inzwischen schon dunkel, um mich herum leuchteten Gluehwuermchen und ueber mir strahlte ien Sternenhimmel, von dem man im dichtbesiedelten, lichtverschmutzten Europa nur traeumen kann – ein Genuss!

Am Ende des zweiten Tages haben wir im Garten der Casa Japones uebernachtet. Dort hat ein inzwischen fast 80jaehriger Japaner einen schonen Garten angelegt und Campinggelegenheiten geschaffen. Er kam in den 50ern nach einer Reise um die Welt nach Bolivien und ist an dieser abgelegenen Stelle am Choro Trail geblieben. Sobald ein Wanderer vorbeikommt, eilt er mit sinem Gaestebuch heraus, in das er alle Wanderer sich eintragen laesst. Doch damit nicht genug, er hat in dem Buch auch handgemalte Karten von der ganzen Welt, in dnen man zeigen kann, woher man komt. Bzw. falls die Stadt noch nicht eingetragen ist, dies machen kann. Ich war der erste Choro-Trail-Wanderer aus Darmstadt und so kam mir die Ehre zu teil, Darmstadt in seine Deutschlandkarte einzutragen. Er hat mir darauf hin gleich erzaehlt, dass das in Hessen ist, hat den Verlauf von Rhein und Mein gezeigt und auch sonst noch einiges ueber europaeische Geographie zum Besten gegeben. Erstaunlich! Als wir am nachsten morgen am AUfbrechen waren, aht er uns noch seinen Stapel von belgischen Postkarten gezeigt. Er hat bereits einige Tausend Postkarten aus aller Welt, die er stolz sammelt (werde ihm, wenn ich zurueck zu Hause bin natuerlich auch eine schicken!). Eine aussergewoehnliche Persoenlichkeit, so viel steht fest.

Auch wenn ich danach zwei Tage lang eine sehr lustiges Bild beim Treppensteigen abgeben habe (besoners wegen des Gepaecks war es doch auch sehr anstrengend): Der Choro Trail ein grossartiges Erlebnis, eines der (zugegebenermassen vielen) Highlights in Bolivien.

Bilder folgen ein anderes Mal.

Von Chairo aus ind wir mit einem (fuer bolivianische Verhaeltnisse viel zu teurem) Micro nach Coroico gefahren. Als ich das letzte Mal von Coroico nach La Paz wollte, war das kein Problem. In den stuendlich abfahrenden Micros waren jede Menge Plaetze frei. Diesmal jedoch nicht, erst Stunden spaeter am Abend waeren noch Plaetze verfuegbar gewesen. Also sind wir die Sache anders angegangen… da ich schon mal hier war, kannte ich mich ja halbwegs aus.
Coroico liegt etwa 20min abseits der Durchgangsstrasse von Rurre nach La Paz, an der es bessere Chancen auf Transportmoeglichkeiten nach La Paz gibt. Und normalerweis ist es kein Problem, von Yolosita an der Durchgangsstrass nach Coroico (ode umgekehrt zu kommen): Als ich das letzte Mal nach Coroico hoch wollte , konnte ich gegen geringes Entgeld nach nicht mal 5 Minuten Wartezeit auf der (mit Bausand beladenen) Ladeflaeche eines Pickup-Trucks mitfahren. Aber auch das war heute anders: es kam und kam keine Mitfahrgelegenheit am Ortsausgang von Coroico vorbei, und so warteten wir und Einwohner, die auch runter Richtung Yolosita wollten vergebens. Zwar boten sich Taxifahrer fuer die Strecke an, aber zu unangemessen hohen Tarifen.
Einer der Einheimischen hat dann ein Taxi fuer uns organisiert, dass uns fuer einen angemessenen Preis nach Yolosita fuhr. Der Vorteil fuer ihn: Er hatte auch eine Mitfahrgelegenheit. Natuerlich haben wir Wanderer uns nicht nagestellt und so schafften alle Wartenden den Weg nach unten in einem einzigen Taxi: Ein Erwachsener im Kofferraum mit unserem Gepaeck (war ein Kombi), drei Wanderer und zwei Kinder auf der Rueckbank, zwei Erwachsene auf dem Beifahrersitz. Einacf nur von A nach B kommen ist schon wesentlicher Teil des Bolivienerlebnisses!
In Yolosita haben wir dann nach nur kurzer Wartezeit und fuer einen fairen Obolus eine Mitfahrgelegenheit nach La Paz gefunden. Ein Familie hat uns in ihrem Van mitgenommen: Die Frau nahm kurzerhand die beiden Kinder zu sich auf den Beifahrersitz und wir Wanderer sassen zu dritt auf der zweisitzigen Rueckbank. Nicht wirklich bequem, aber zum Glueck ging die Rueckfahrt nach La Paz mit dem PKW noch etwss flotter als mit einem Kleinbus. Schliesslich kamen wir Stunden frueher als mit dem ersten freien Micro in La Paz an – und um einige Erlebnisse reicher.

2 Responses to “Choro Trail und Coroico->La Paz (schon wieder)”

  1. doro
    July 15th, 2008 12:25
    1

    wow nach soviel höhentraining wirst du mit einem hämatokrit jenseits von gut und böse im flachland ein torpedo sein und solltest an einem lauf o.ä. teil nehmen… vielleicht gibts ja in australien sowas :-)

  2. Random Thoughts » Nachtrag Suedamerikabilder: Choro-Trail
    December 27th, 2008 08:22
    2

    […] einige Bilder vom Choro-Trail. Ueber diese grossartige Wanderung hatte ich ja bereits ausfuehrlich berichtet.[Show as slideshow] DSCF2788.JPG DSCF2792.JPG DSCF2798.JPG DSCF2801.JPG […]