Ab jetzt prima Klima?
Ich hab ja fast ein schlechtes Gewissen. Anstelle am vergangenen Samstag für den Klimaschutz nach London zu fliegen oder wenigstens bis nach Hamburg zu fahren, habe ich den Abend zu Hause verbracht (und allenfalls beim Spaghettikochen nennenswert Energie verbraucht). So habe ich also nicht bei “Live Earth” mitgemacht, gerade so, als ob mir das Klima ganz egal wäre. Bin nicht, wie 60 SWR3-Gewinner mit Bus und Bahn zum Konzert nach London gefahren, um dort im 5-Sterne-Hotel abzusteigen. Habe keine Getränke aus pfandfreien Einweg-Plastik-Bechern getrunken wie die Hamburger Konzertbesucher. Und bin auch nicht mit dem Privatjet nach Hamburg geflogen wie Snoop Dogg. Bin ich deswegen ein klimaverachtender Asozialer?
Aber vielleicht besteht ja doch noch Hoffnung für mich: Wie Snoop Doog mache ich das Licht aus, wenn ich aus dem Haus gehe. Im Gegensatz zu ihm muss ich mich daran alllerdings nicht “erst gewöhnen”.
Bei allem Sarkasmus/um berechtigten Einwänden gleich zuvorzukommen: Ja, auch ich bin schon viel zu oft viel zu billig nach London geflogen (“cheap flights cost the world”). Aber wenigstens nicht, um damit Klimaschutz zu betreiben.
July 9th, 2007 21:41
Aber Du bezahlst ja hinterher brav bei Atmosfair, nicht wahr?
July 9th, 2007 23:27
Nein. Du?
Ist aber interessant. Moderner Ablasshandel, damit ich trotz Flugreise in den Klimahimmel komme?
Laut Atmosfair habe ich übrigens ein “klimaverträgliches Jahresbudget” von 3000kg CO2. Dazu sag ich mal: citation needed.
Das Konzept hat aber ein Problem: Für meinen letzten Hin- und Rückflug müsste ich 11 Euro bezahlen, um meine Klimaschuld auszugleichen. Das ist eigentlich zu wenig:
“Nur 11 Euro, dann kann das Fliegen ja nicht so schlimm gewesen sein… kann ich mir den Ausgleich auch sparen.”
Aber deutlich mehr geht ja auch nicht:
“110 Euro? Ich glaub’ die spinnen, das ist ja halb so viel wie der Flug gekostet hat. Nee, also Klima hin oder her, das geht zu weit. Dann, äh, mach ich in Zukunft lieber das Licht aus, wenn ich aus dem Haus gehe.”
July 10th, 2007 00:01
Übrigens, über meine und die Flugreisen der Leser hinausgehend gesprochen:
Ich denke, mit Klimaschutz – dem modernen Klassiker unter den öffentlichen Gütern – und Billigflügen haben wir prima Beispiele für meritorische und demeritorische Güter. Insofern wäre hier meines Erachtens ein bedingter staatlicher Eingriff durch Besteuerung des Flugbenzins nötig, so wie es mit der Mineralölsteuer für den Kraftfahrzeugverkehr schon der Fall ist.
Z.B. die VWL-Gebildeteren mögen mich eines Besseren belehren.
July 10th, 2007 08:24
Was anderes, Du sagst,
Ja, auch ich bin schon viel zu oft viel zu billig nach London geflogen.
Verursacht ein teurer Flug nicht genausoviel CO2?
Und nein, ich zahle nicht bei Atmosfair.
July 10th, 2007 09:31
Oh jeh, Chris kommt auch mal in die CO2-Hölle.
Ja, das mit den billigen Flügen… natürlich verursachen die genausoviel CO2, da steckte eigentlich implizit schon ein weiterer Gedanke drin, nämlich, dass es eigentlich viel zu billig ist (siehe oben, Flugbenzinsteuer usw.), wenn man für 100 Euro nach London und zurück fliegen kann. Oder, auch schon erlebt, das Lufthansa-Ticket Frankfurt-Dresden billiger kommt als die entsprechende Bahnfahrt.
July 10th, 2007 13:48
Passend zum Thema präsentiert Boeing sein neues Langstreckenflugzeug. Der A380 ist in aller Munde (ok, mit einem beachtlichen CO2 pro Personenkilomter Verhältnis). In FfM und München werden neue Landebahnen geplant und gebaut.
Ich bin kein Fortschrittsverweigerer, eher im Gegenteil.
Welche seltsamen Gedanken man haben kann, während man in seinem neuen Porsche Cayenne zum Flughafen fährt und Live-Earth über DVB-T auf die LCDs in den Kopfstützen übertragen wird….
July 10th, 2007 13:52
Es gibt noch mehr Neuigkeiten:
Der neue Feld-, Wald- und Wiesenflughafen in Memmingen (Allgääu Airport)
befördert in seinen ersten Tagen bereits 900 Menschen. Zielgröße 300.000/Jahr.
In Oberpfaffenhofen wird schon länger geprüft, ob man Personenverkehr
realisieren kann.