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Bierprobe

Hier das Ergebnis einer Einfachblindprobe mit vier verschiedenen Flaschenbieren (Flensburger, Schlappeseppel, Jever, Warsteiner). Die Tester (B.N., weiblich, C.L. und J.M., jeweils männlich) wussten nur, welche vier Pilssorten im Test waren. Der “Versuchsleiter” (ich) wusste, welches Bier in welchem Glas war. Ungeschickterweise habe ich vier verschiedene Gläser verwendet, man könnte also einwenden, dass die unterschiedlichen Glasformen das Geschmackserlebnis beeinflusst haben. Leider haben wir auch versäumt, im Vorfeld konsequent zu notieren, wie die Tester die vier Biere einschätzen. Dies hätte interessante Einblicke vermitteln können, wie Eindruck/Image/Erinnerung eines Bieres mit seinem Geschmack übereinstimmt – oder auch nicht. (Ein bisschen was dazu aber doch noch am Ende dieses Eintrags.) Noch besser wäre es im Sinne der unvoreigenommenen Geschmacksprobe allerdings, den Testern alle getesteten Biersorten erst nach dem Test mitzuteilen – allein das Wissen um die im Test befindlichen Biersorten ließ eine Menge Erwartungen mit in den Test einfließen.

Die Testurteile sind subjektive, im Blindtest geäußerte Eindrücke der Tester. Die abkürzende Beschreibung “scheiße” bedeutet also nur: Tester x sagte, dass ihm dieses Bier scheiße schmecke. Es beinhaltet keine Wertung der Art: Bier y ist scheiße. Die Zahlen in Klammern geben die Reihenfolge an, in welche die Tester die vier Biere für sich persönlich geschmacklich gebracht haben: (1) = leckerstes, (4) = am wenigsten leckeres Bier.

  B.N. C.L. J.M.
Flens. (4) schal, abgestanden, bitter (3) scheiße und sauer (3/4) medium scheiße
Schlappe. (3) abgestanden, lasch (4) zu mild, schmeckt nicht (3/4) echt scheiße
Jever (2) herb, bitter, okay (2) lecker (2) zu herb
Warst. (1) herb, aber nicht schlecht (1) sehr gut (1) gut

Interessant ist die Einigkeit, mit der das “Allerweltsbier” Warsteiner auf Platz 1 gesetzt wurde. Anscheinend kommt ein Bier, das massenmarkttauglich sein soll, und dafür sicherlich geschmacklich eher “glatt” sein muss, im Blindtest gut an. Das Aschaffenburger Schlappeseppel, dass allen Testern bislang unbekannt war, konnte keine neuen Freunde gewinnen. Ersatunlich ist vielleicht das schlechte Abschneiden von Flensburger im Blindtest. Immerhin kauft die Testerin B.N. ausgerechnet dieses Bier für ihre Geburtstagsfeiern ein, und Tester J.M. hätte sich vor der Bierprobe die Flasche Flensburger aus sieben verschiedenen Pilsorten (die vier getesteten Sorten und Schmucker, Bitburger und Licher) für den persönlichen Konsum ausgesucht.

10 Responses to “Bierprobe”

  1. Chris
    November 26th, 2007 07:16
    1

    Ich habe mindestens drei Kritikpunkte am Test. Erstens ist der Test verfälscht, weil das Bier aus unterschiedlichen Gebinden getestet wurde. Für realistische Bedingungen müsste es aus genau dem Gefäß getestet werden, aus dem es auch konsumiert werden soll.
    Zweitens haben wir die Biere direkt nacheinander getestet – man hätte nach jeder Sorte den Mund gründlich reinigen müssen, da sonst der Geschmack verfälscht ist. Nach einem dem Test eines obergärigen Biers schmeckt ein untergäriges Bier natürlich deutlich herber.
    Drittens spielt das Bewusstsein um welche Marke es sich handelt eine sehr große Rolle. Selbstverständlich “schmeckt” man das Image und die Werbung eines Bieres. Sonst würden alle Leute nur Karlsquell trinken. Und der Biermarkt wäre traurig einseitig…
    Just my two cents.

  2. Jana
    November 26th, 2007 09:40
    2

    :-)
    Arne, Du sollst promovieren! Oder darf das auch in die Diss? Vielleicht in die Einleitung? Oder Zusammenfassung? Jedenfalls ist mal wieder der “Hang” zum Experiment deutlich geworden …

  3. Arne
    November 26th, 2007 14:16
    3

    @Chris:
    Das mit dem Gefäß, aus dem eigentlich getrunken wird… klar, wäre eigentlich besser, aber ist nicht machbar. So eine Flensburgerflasche ist schon recht eindeutig – auch ohne Etikett.

    Zweitens haben wir die Biere direkt nacheinander getestet – man hätte nach jeder Sorte den Mund gründlich reinigen müssen, da sonst der Geschmack verfälscht ist.

    Don’t make your problems mine! ;-) Wir hatten doch ausreichend andere Getränke, Lebensmittel und Wasserhähne da.

    Drittens spielt das Bewusstsein um welche Marke es sich handelt eine sehr große Rolle. Selbstverständlich “schmeckt” man das Image und die Werbung eines Bieres.

    Klar, eben. Aber ich finde das ganz spannend, mal Image, Gewohnheit usw. vom eigentlichen Geschmack zu trennen, und zu schauen, wie ein Produkt – in diesem Fall Bier – abschneidet, wenn man das Markenbewusstsein vorsätzlich ausschaltet.

  4. Arne
    November 26th, 2007 14:18
    4

    @Jana:

    Oder darf das auch in die Diss?

    Eher nicht…

    Jedenfalls ist mal wieder der “Hang” zum Experiment deutlich geworden …

    Bin halt doch ganz der Wissenschaftler… ;-)

  5. doro
    November 26th, 2007 21:00
    5

    ich finde die prädikate “medium scheiße” und “echt scheiße” sehr genial :-) … manchmal sind prädikate viel aussagekräftiger als punktesysteme :-D

    aber sachma arne von wegen wissenschaftler… ich habe schon des öfteren von dir nen rüffel bekommen, wegen des biologischen treibens im labor (bienen mit ethanol füttern und dann “fliegen” lassen, mäuselungen aufblasen bis sie platzen *ups*) aber deine laborratten sind erheblich größer und es erinnert mich an das bienenexperiment… schäm dich… und wenn du jetzt mit freiem willen kommst: pha wer trinkt schon freiwillig ein bier, welches echt oder mediumscheiße schmeckt??? hä???

  6. Arne
    November 26th, 2007 23:23
    6

    Nicht aufgepasst? J.M. hatte sich vorher freiwillig das Flens rausgesucht, und das hat ihm “medium scheiße” geschmeckt.

    Im Ãœbrigen sind meine Testpersonen (“Laborattten”? Also bitte.) danach nicht mehr geflogen, ja nicht mal mehr selbst Auto gefahren.

    Unethisch war an dem Experiment höchstens, dass sie die Bierflaschen nicht einfach so bekommen haben, sondern erst am Test teilnehmen mussten durften. Und selbst das ließe sich in Hinblick auf Alkoholkonsumsmoderation als eher ethisch wertvolles, denn als unethisches Verhalten darstellen. Wenn man wollte.

    Und im Übrigen hat die zuständige Ethikkommission das Experiment als unbedenklich genehmigt.

  7. doro
    November 27th, 2007 07:48
    7

    ja laborratten (keine wertung der personen, sondern vielmehr der wissenschaftliche bezug!) können ja auch nicht fliegen :-D … es sei denn, man wirft sie… aber das tut ja keiner… :-P

    ist das ausschöpfen der deutschen sprache frau – männer zufällig, weil von dir nur selektiv übernommen (so wie meine lesekunst), oder tatsächlich so gelaufen… “schal, abgestanden, bitter” versus “medium scheiße”… *sich gerade kringelt* … nein wirklich sehr klasse dieses experiment… solltet ihr öfter machen!

    p.s. die ethikkommission hat bei mir auch noch nie gemotzt… geht also klar…

  8. Arne
    November 27th, 2007 19:34
    8

    nein wirklich sehr klasse dieses experiment… solltet ihr öfter machen!

    Naja, ich fürchte nur, den Testern hat die Sache im Schnitt weniger Spaß gemacht als mir.

    ist das ausschöpfen der deutschen sprache frau – männer zufällig, weil von dir nur selektiv übernommen (…), oder tatsächlich so gelaufen…

    Also bitte, was für einen Pfusch (“selektiv”!?) unterstellst Du mir da. Ist natürlich so gelaufen. Aber ich würde aus dem Zusammenhang “die zwei Herren haben scheiße gesagt, die Dame nicht” keine allgemeine Aussage über das Sprachverhalten von Männern und Frauen machen.

    Naja, jedenfalls schön, dass sich außer mir zumindest noch jemand für diesen Versuch begeistern kann.

  9. Arne
    November 27th, 2007 19:36
    9

    p.s.: Die zuständige Ethikkommission bestand in diesem Fall allerdings nur aus mir (naja, wir waren in meiner Küche, da sind die Regeln nicht so streng), insofern ist es nicht erstaunlich, dass sie letztendlich nichts gegen die Bierprobe hatte.

  10. Joachim
    November 28th, 2007 00:56
    10

    Mensch, mensch: Das artet bei euch ja tatsächlich in´s Wissenschaftliche aus.

    Also nunmal ich: “Mediumscheisse” sollte nur ausdrücken, dass es quasi unter den Antibieren nicht das schlimmste war (Für einen sonst eher binären Typen wie mich ein wesentlicher Differenzierungsfortschritt!).

    Im konkreten Fall war ich allerdings ehrlich überrascht: Gehört Flens doch noch am ehesten in´s Regal der brauchbaren Biere, wobei Warsteiner eigentlich totalpfui ist.

    Aber egal: Wahrscheinlich sind wir einfach nur alle total werbe- und credibilityversaut…! Und darauf mach ich mir jetzt ein Schmucker auf :-)